Eisen ist Bestandteil des roten Blutfarbstoffs Hämoglobin sowie des Muskelfarbstoffs Myoglobin und wesentlich für die Sauerstoffversorgung der Körperzellen. Eisen hat aber noch viele weitere fundamentale Funktionen. Es ist u.a. wichtig für den Energiestoffwechsel jeder Zelle, erforderlich für die Bildung von Enzymen, notwendig für die Myelinsynthese und für die Ausbildung von Synapsen und Dendriten, für die Synthese von Botenstoffen wie z.B. Dopamin oder Serotonin. Dadurch ist auch nachvollziehbar, dass ein Eisenmangel einen erheblichen Einfluss auf den Hirnstoffwechsel hat.

Ein Eisenmangel ist in Deutschland unter den Jüngeren weit verbreitet: Laut Jugendgesundheitssurveys (Kiggs) des Berliner Robert-Koch-Instituts von 2006 sind fünf Prozent der in Deutschland lebenden Kinder und Jugendlichen betroffen.

Bei den Kleinkindern unter 2 Jahren leidet jeder Zehnte an einem Eisenmangel bzw. an einer Anämie, von den weiblichen Teenagern im Alter zwischen 14 und 17 Jahren soll jede Vierte an einem Eisenmangel betroffen sein, so die Recherche des Ehepaares Prof. Karl E. Bergmann und Prof. Renate Bergmann, beide Kinderärzte der Charité, die die Kiggs-Daten ausgewertet hatten.

Das Professorenpaar warnt vor einem Eisenmangel in jungen Jahren. Neben Kopfschmerzen, Müdigkeit und Schwäche konnten Sie eine Eisenmangelanämie bei Jungen mit dem Auftreten von ADHS in Verbindung bringen. Es gibt auch Hinweise, dass ein Eisenmangel das Selbstwertgefühl der Kinder und Jugendlichen beeinträchtigt. Ein Eisenmangel scheint sich auch auf die Schulleistungen auszuwirken. Die Forscher fanden heraus, dass Sieben- bis Zehnjährige mit einer Eisenmangelanämie, im Vergleich zu Gleichaltrigen ohne Eisenmangel, neunmal häufiger schlechte Schulnoten nach Hause brachten. Bei den Mädchen wurden bei Eisenmangelanämie häufig Schwierigkeiten mit Mathe, bei Jungen mit Deutsch festgestellt.

Das Forscherteam ist darüber besorgt, dass die Beeinträchtigungen des Wohlbefindens, des Sozialverhaltens und der Leistungsfähigkeit nicht erst bei einer diagnostizierten Anämie auftreten können, sondern auch "nur" bei einem Eisenmangel.

Ausgewertet wurden die Daten von 14.000 Kindern und Jugendlichen. Die Grundlage für die Einschätzung der Eisenversorgung bildeten die Messergebnisse von Hämoglobin und Ferritin.

Dass ein Eisenmangel bei Kindern erheblichen Einfluss auf den Hirnstoffwechsel nehmen kann, wurde auch in verschiedenen anderen Studien weltweit festgestellt.

In einer Metaanalyse australischer Wissenschaftler konnte eine orale Eisentherapie mit signifikanten Verbesserungen der Hirnleistungs-Scores in Verbindung gebracht werden. Bei anämischen Kindern vermochte eine Eisentherapie den Intelligenzquotienten zu verbessern. Außerdem konnten die Aufmerksamkeit und die Konzentrationsfähigkeit verbessert werden.

Eine andere Studie beweist, dass ein frühkindlicher Eisenmangel auch für das Erwachsenenalter gravierende Folgen haben kann. Bei 33 Personen im Alter von durchschnittlichen 25 Jahren, die als Kind unter einem Eisenmangel betroffen waren, war auffällig, dass sie eine weniger hohe Schulbildung hatten, häufig Single waren und oftmals an einer schlechten Stimmungslage litten.

Taiwanische Wissenschaftler fanden heraus, dass Kinder mit der Diagnose "Eisenmangelanämie" ein erhöhtes Risiko für zahlreiche psychiatrische Störungen haben wie Depressionen, bipolare Störung, Angststörung, Autismus, ADHS, Tick-Störung und Entwicklungsverzögerung.

Spanische Wissenschaftler bewiesen in einer Studie mit 60 Kindern und Jugendlichen den Zusammenhang zwischen der Eisenkonzentration und dem Auftreten von ADHS-Symptomen wie Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität.


Referenzen:

Anmerkung:
Die Eisenversorgung in jungen Jahren scheint einen erheblichen Einfluss auf die Entwicklung der Persönlichkeit zu nehmen.
Aufgrund der gravierenden Folgen eines Eisenmangels in der Kindheit ist es fraglich, warum das Thema Eisenversorgung bei Kindern in der Öffentlichkeit nur so wenig Interesse findet. Vielleicht haben viele Verhaltensauffälligkeiten, Lernstörungen Entwicklungsverzögerungen in nur mit einer unzureichenden Eisenversorgung zu tun.
Eine Untersuchung der entsprechenden Eisenparameter wie Ferritin und weitere lohnt sich auf jeden Fall, um hier Klarheit zu schaffen.

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