Das Wachstum und die Entwicklung eines Kindes geht, vor allem in den ersten Lebensjahren, ziemlich rasant vor sich und setzt sich bis zur Pubertät fort. Ebenso verhält es sich mit der Entwicklung des Gehirns. So wiegt z.B. das Gehirn eines Neugeborenen ca. 250 g, eines Kindes mit einem Jahr bereits 750 g und eines Fünfjährigen bereits 1300 g.

Ein Neugeborenes kommt mit 100 Milliarden Neuronen zur Welt. Dies ist bereits die gleiche Anzahl wie bei Erwachsenen. Bis zum dritten Lebensjahr eines Kindes hat das Gehirn bereits 200 Billionen Synapsen gebildet, diese Anzahl bleibt im ersten Lebensjahrzehnt konstant. Zum Vergleich: Erwachsene haben nur noch ca. 100 Billionen Synapsen, was auch zeigt, dass das Gehirn von Kindern sehr aktiv und lernfähig ist. Verständlich wird nun auch, warum das Gehirn eines Kindes sehr viel Energie, nämlich bis zu 50 Prozent des täglichen Kalorienbedarfs, verbraucht und 20 bis 25 Prozent des vom Körper aufgenommenen Sauerstoffes benötigt.

Das Gehirn ist also auf eine optimale Gehirnernährung angewiesen. Denn nur, wenn dem Gehirn alle notwendigen Makronährstoffe und Mikronährstoffe in ausreichender Menge zur Verfügung stehen, kann es sich auch optimal entwickeln. Andersherum heißt dies auch: Mikronährstoffmängel in der Kindheit können zu erheblichen Entwicklungsverzögerungen bzw. Entwicklungsstörungen, auch zu Lernstörungen und Hirnleistungsstörungen, führen, welche dann oftmals nicht mehr reversibel sind.



Einige Mikronährstoffe und ihre Bedeutung für die Entwicklung des Kindes:

Eisen

Eisen hat sehr vielfältige Funktionen im Körper, mitunter ist es für die Hirnentwicklung von großer Bedeutung, spielt eine wichtige Rolle für die Bildung von Nervenbotenstoffen (Dopaminsynthese) und ist auch an der Bildung von Synapsen und Dendriten beteiligt. Ein Eisenmangel in der frühen Kindheit beeinträchtigt auch die Bildung von Myelinscheiden. Eisen ist in vielfältiger Weise für den Hirnstoffwechsel essentiell; ein Mangel führt fast zwangsläufig zu weitreichenden Störungen im Hirnstoffwechsel. Selbst wenn ein Eisenmangel in der frühesten Kindheit behandelt wird, sind Störungen der Hirnfunktion kaum noch vermeidbar. Daraus ergibt sich, dass sowohl in der Schwangerschaft als auch im Säuglingsalter und Kleinkindalter unbedingt auf eine ausreichende Eisenversorgung geachtet werden muss.

 

Folsäure/ Vitamin B12

Es ist ja weitläufig bekannt, dass Vitamin B12 und Folsäure für die Funktionsfähigkeit des Nervensystems wichtig sind, und dies in jedem Lebensalter. Mit Hilfe von Daten von NHANES III untersuchten Wissenschaftler aus Philadelphia einen möglichen Zusammenhang zwischen der Folsäure- bzw. der Vitamin-B12-Konzentration und der kognitiven Leistungsfähigkeit bei Kindern. Höhere Serumkonzentrationen von Folsäure waren u.a. mit besseren Leseleistungen verbunden.

Zu ähnlichen Ergebnissen kamen Wissenschaftler aus Schweden: An der Universität Örebro/ Schweden, untersuchten Wissenschaftler die Folsäurespiegel bei 386 Jugendlichen im Alter von 15 Jahren. Die Folsäurekonzentrationen wurden mit den schulischen Leistungen verglichen. Das Ergebnis der Studie zeigt, dass die Jugendlichen mit den höchsten Folsäurekonzentrationen auch die besten Noten hatten. Ein Folsäuremangel kann zu einer schlechteren neurokognitiven Entwicklung und Funktion führen. Da, wie schon länger bekannt, Folsäure eine wichtige Rolle für die Hirnentwicklung und Hirnfunktion spielt, ist es besonders wichtig, auf eine ausreichende Folsäureverfügbarkeit zu achten.



Zink

Zink ist für die Funktionsfähigkeit verschiedener Neurotransmittersysteme notwendig und hat deswegen eine große Bedeutung für die psychische Befindlichkeit und Hirnleistungsfähigkeit. Es gibt mehrere Studien die belegen, dass eine Zinksupplementierung die Schulleistungen verbessert. Hierzu einige Beispiele:

Das Agriculture Department´s Human Nutrition Research Center publizierte folgende Studie:
209 Jungen und Mädchen erhielten einen Fruchtsaft, der entweder pur oder mit 10 mg oder mit 20 mg Zink verabreicht wurde. Die Studie ging über einen Zeitraum von 10 bis 12 Wochen. Zum Anfang sowie zum Ende der Studie mussten die Schulkinder verschiedene kognitive Tests durchführen. Die Kinder, die zusätzlich 20 mg Zink erhalten hatten, wiesen deutlich bessere Testresultate auf als die “Nur-Saftkonsumenten“. Die Ergebnisse für 10 mg Zink lagen dazwischen. Die Zinkanreicherung verbesserte auch das Erinnerungsvermögen und die Hand-Augen-Koordination.

Wissenschaftler aus Taiwan untersuchten bei Mädchen einen möglichen Zusammenhang zwischen der schulischen Leistung und den Konzentrationen von Eisen, Magnesium, Kalium und Zink im Haar. Es gab eine positive Korrelation zwischen den Schulleistungen und der Magnesium- und Zinkkonzentration.

In einer texanischen und chinesischen Studie zeigte eine Zinksupplementierung bei Schulkindern eine bessere Hirnleistungsfähigkeit im Vergleich zu Schulkindern ohne Zinkgabe. Ebenso wurde in mehreren Studien ein enger Zusammenhang zwischen der Zinkkonzentration und dem Schweregrad einer AD(H)S-Symptomatik nachgewiesen.
Generell ist Zink ein sehr wichtiges Spurenelement. Es ist an über 200 Enzymfunktionen beteiligt und spielt eine wichtige Rolle für die Zellteilung und beim Auf- und Abbau von Nukleinsäuren (DNS/RNS). Zink schützt vor freien Radikalen und hat Funktionen im Immunsystem und im Hormonsystem. Ein Zinkmangel kann u.a. zu Hautproblemen, erhöhter Infektanfälligkeit, psychischen Störungen, Wachstumsstörungen, Sehstörungen etc. führen.

Es gibt natürlich noch viele weitere Mikronährstoffe, die für die Hirnentwicklung, und generell für eine optimale Entwicklung des Kindes, von Bedeutung sind. Es lohnt sich auf jeden Fall, bei Kindern bereits in jungen Jahren auf eine ausreichende Versorgung mit Mikronährstoffen zu achten. Denn damit kann die Basis für eine optimale Entwicklung geschaffen werden – zuzusagen ein Startkapital, um Lernen, Konzentration und Hirnentwicklung bestmöglich zu unterstützen und damit den Kindern einen guten Start ins Leben zu ermöglichen. Aus langjähriger Erfahrung können wir sagen, dass oftmals der hohe Bedarf an Mikronährstoffen durch die Nahrung alleine nicht gedeckt werden kann. Da der Mikronährstoffbedarf und die Mikronährstoffmängel sehr unterschiedlich sein können, empfiehlt sich eine genaue Labordiagnostik, auf deren Grundlage dann eine individuelle Therapie mit Mirkonährstoffen erfolgen kann.
 
Referenz:

  • ifp.bayern.de: Gehirnentwicklung im Kleinkindalter - Konsequenzen für die Erziehung
  • Stephanie J.B. Fretham et al.: The role of iron in learning and memory; American Society for Nutrition. Adv. Nutr. 2: 112-121, 2011
  • Medline Plus, July 11, 2011: Higher folic acid levels in teens tied to academic success
  • Nguyen CT et al.: Serum folate but not vitamin B12 concentrations are positively associated with cognitive test scores in children aged 6 – 16 years; J Nutr. 2013 Feb. 6
  • Science News, April 30, 2005: Zinc boosts kid´s learning
  • Chin-Thin Wand PhD et al.: Correlation between the iron, magnesium, potassium and zinc content in adolescent girl´s hair and their academic records; Chang Guna Med J 2008; 31: 358-63