"Hirngesunde Ernährung" und IQ

Die psychische Befindlichkeit der Heranwachsenden hat sich in den letzten 25 Jahren deutlich verschlechtert, z.B. ist eine Zunahme von Depressionen bei Jugendlichen zu beobachten. Eine Supplementierung von Spurenelementen und Vitaminen sowie von essentiellen Fettsäuren führte bei Schulkindern zu besserem Sozialverhalten und teilweise auch zu einer Steigerung des IQs. Der Verzehr von Cholesterin und von gesättigten Fettsäuren ist mit Störungen der Hirnleistungsfähigkeit assoziiert. Emotionale Stresszustände besserten sich durch den Verzicht auf Zucker.


In Großbritannien gibt es eine Organisation, die sich FAB (Food and Behaviour Research) nennt. Diese führt mindestens einmal jährlich wissenschaftliche Konferenzen durch, die sich mit dem Thema Ernährung und Verhalten bei Kindern beschäftigen. Eine dieser Konferenzen fand im Januar 2007 in Glasgow (Schottland) statt, mit dem Thema „Diet Behaviour and the Junk Food Generation“. In Schottland gibt es auch ernsthafte Bestrebungen, den Verzehr von Junk Food bei Kindern deutlich zu vermindern.

Im Oktober 2006 wurde eine Studie aus Norwegen publiziert, in der der Einfluss von zuckerhaltigen Softdrinks auf die mentale Verfassung von Heranwachsenden untersucht wurde. An dieser Studie nahmen rund 5.500 Jugendliche teil. Es zeigte sich, dass Jungen oder Mädchen, die mehr als vier Gläser Softdrinks täglich konsumierten, deutlich häufiger an Kontaktschwierigkeiten und an Hyperaktivität litten als die übrigen Jugendlichen.

Konservierungsmittel und Lebensmittelfarbstoffe stehen bekanntlich schon seit geraumer Zeit unter Verdacht, eine Rolle bei der Entstehung des Hyperaktivitätssyndroms ADHS zu spielen. Ein Forscherteam der Universität Southampton untersuchte 153 Dreijährige und 144 achtjährige Schulkinder ohne bekannte Lebensmittelallergien oder Verhaltensauffäligkeiten aus der Durchschnittsbevölkerung Großbritanniens. Die Kinder erhielten in der Studie zwei verschiedene Mixturen von Lebensmittelfarbstoffen. Als Kontrolle wurde ein Fruchtsaft verwendet, der sich geschmacklich und farblich von den anderen Mixturen nicht unterschied. In den darauf folgenden Wochen wurden die Kinder hinsichtlich ihres Verhaltens beobachtet. Die älteren Kinder mussten auch einen computerbasierten Test zur Überprüfung ihrer Konzentrationsfähigkeit absolvieren. Kinder, die Mixturen aus Konservierungs- und Farbstoffen zu trinken bekamen, neigten signifikant mehr zur Hyperaktivität als die Kontrollgruppe. Damit scheint bewiesen zu sein, dass künstliche Lebensmittelzusätze das Verhalten von Kindern nachteilig beeinflussen können. Man kann aber nicht davon ausgehen, dass das Weglassen von Zusatzstoffen sämtliche Hyperaktivitätssymptome beseitigt, weil selbstverständlich noch viele andere Faktoren dem Hyperaktivitätssyndrom zugrunde liegen können.

In einer in Kuwait durchgeführten Untersuchung, deren Ergebnis 2006 publiziert wurde, konnte gezeigt werden, dass die Aufnahme von Lebensmittelfarbstoffen bei Schulkindern teilweise die ADIs (ADI = erlaubte Tagesdosis) um den Faktor 2 bis 8 überschritt.

Das Gehirn von Kindern ist sehr empfindlich gegenüber Belastungen mit Schwermetallen und mit anderen Umweltgiften. Selbst niedrige Bleispiegel im Blut, die bisher noch als ungefährlich galten, können zur Entstehung von ADS beitragen. Dies ist das Ergebnis einer an 150 Kindern durchgeführten Studie der Michigan State University. Kinder mit ADS hatten höhere Vollblut-Blei-Konzentrationen als Kontrollpersonen; keines wies aber eine Konzentration über 100 µg/ l auf. Diese Konzentration galt bisher als oberer ungefährlicher Grenzwert für Kinder.

Die mittlere Bleikonzentration der ADS-Kinder in der MSU-Studie war kleiner als 13 µg/ l. In dieser Studie konnte erstmals nachgewiesen werden, dass bereits sehr geringe Bleikonzentrationen im Blut als eine Ursache für die Entstehung von ADHS bei Kindern zu werten ist. Der als „sicher“ geltende Bleispiegel sollte unbedingt nach unten korrigiert werden, wenigstens auf 50 µg/ l.

Eine Untersuchung des Bundesumweltamtes an 1790 Kindern im Alter von 9 bis 14 Jahren hat gezeigt, dass die allgemeine Schadstoffbelastung bei Kindern trotz zahlreicher Verbote und Anwendungsbeschränkungen nicht abgenommen hat. Die Menge an Schwermetallen und Inhaltstoffen von Holzschutzmitteln ist zwar geringer als früher, dafür kommen Kinder heute vermehrt mit Weichmachern in Berührung.

Eine „hirngesunde“ Ernährung ist auch für die Intelligenz von großer Bedeutung. Nach Aussagen von Siegfried Lehrl, Medizinpsychologe und Vorsitzender der Gesellschaft für Gehirntraining, wird der Einfluss der Ernährung auf die Intelligenzleistungen häufig unterschätzt. Die Deutschen würden zu fett, zu süß und zu viel Fastfood essen. Ein Großteil der Bevölkerung würde heute viel schlechter essen als früher. Bis in die neunziger Jahre des vorherigen Jahrhunderts war ein stetiger Anstieg des Intelligenzquotienten zu verzeichnen; seither kann man in einigen westlichen Staaten einen Rückgang des IQ beobachten.

 

Referenz:
Science Daily (Dec. 6, 2007): Even low lead exposure linked to ADHD